Schlei / Seenotrettung

Aus dem Logbuch

Wind 2 abnehmend 1-0

Himmel bedeckt gleißendes Licht

Etmal 12 km

Heute ging es ganz gemütlich Richtung Schleswig. Wir wollen uns die Stadt vom Wasser aus ansehen. Wie oben schon zu lesen, ist das Wetter heute nicht so doll. Es ist bewölkt und wenig Wind. Das Licht ist heute unangenehm gleißend, man sieht kaum etwas auf dem Wasser. Eigentlich ist dies kein Wetter um mit dem Katamaran auf das Wasser zu gehen. Wir benötigen doch etwas mehr Wind. Allerdings haben wir ja Zeit, schließlich ist Urlaub.

Die Fahrt durch den Missundefjord zieht sich, da wir ja keinen Motor haben. Mit Geduld schaffen wir es und erreichen die "Große Breite "vor Schleswig an deren Ufer auch das Wikingerdorf Haithabu liegt.

Am nördlichen Ufer gönnen wir uns eine kleine Pause und beratschlagen unser weiteres Vorgehen. Zwar können wir Schleswig von hier sehen, aber es sind noch ein paar Kilometer und der Wind wird immer schwächer. Wir haben keine Lust den Weg von Schleswig wieder zurück zu paddeln, dass muss ja nun nicht sein.

Holnis Fischerort von Schleswig
Holnis Fischerort von Schleswig

So muss Schleswig etwas warten und wir kämpfen uns den Missundefjord zurück. Ich erwähnte ja schon, dass das heutige Wetter kein Katamaran Segelwetter ist. Dies bedeutet allerdings im Umkehrschluss, das sich alle Kaffeesegler und Motorbootfahrer  auf dem Wasser aufhalten. Somit ist richtig etwas los auf der Schlei. Die großen Pötte ( Yachten) sind gezwungen sich an das Fahrwasser zu halten. Die Schlei lässt hier keinen Spielraum zu. Wir kreuzen was das Zeug hält immer darauf bedacht den Dicken nicht ins Gehege zu kommen. Zwar sind wir ein großer schwimmender Fender aber eben nicht besonders stark. Wenn wir sonst segeln und Spaß haben, sind  ca 4 Windstärken draußen auf dem Wasser und da sind wir meistens alleine auf dem Gewässer. Daher haben die Yachtis bei uns den Namen Kaffeesegler weg, denn ab 4 Windstärken verrutschen die Kaffeetassen. So richtig verstanden habe ich es noch nicht, dass die großen Segler bei Wind in den Hafen verschwinden. Sicherlich nicht alle aber doch recht viele.

Nachdem wir den Missundefjord passiert haben nehmen wir Kurs auf unseren Campingplatz. Kurz vor unserem Ziel sehe ich mitten im Fahrwasser ein großes Modellsegelboot, welches sich nicht normal verhält. Als wir näher kommen kann ich erkennen, dass es sich um eine "Robbe Atlantis" handelt. Ein sehr schönes und auch teures Modellboot. Gerade fährt eine Motoryacht knapp an dem Modell vorbei. Ich halte Ausschau nach dem Eigner und kann ihn am Strand von unserem Campingplatz ausmachen.

Ich sage zu Gabi: "Da müssen wir helfen, das Modellboot reagiert nicht mehr auf die Fernsteuerung".

"Gut, lass uns zum Strand fahren und mit dem Eigner sprechen. Der steht dort" kommt es als Antwort.

Wir nehmen Kurs auf den Strand und bieten dem Eigner unsere Hilfe an.

" Sollen wir Sie raus zu Ihrem Modell bringen ?"

"Das wäre super wenn ihr das machen könntet, es reagiert gar nicht auf meine Fernsteuerung"

"Klar komm an Bord" und so sind wir zu dritt wieder unterwegs.

Der Wind wird immer schwächer, aber in diesem Fall ist es okay für uns, wir können uns langsam dem unkontrolliert Kreise ziehenden Boot nähern.

Für so eine Rettungsaktion ist unser Schlauchcatamaran wie geschaffen. Ich brauche mir keine Sorgen um meine Rümpfe oder mein Geelcoat zu machen und auch nicht um das Modellboot. Der Eigner erzählt uns das er sehr froh ist das wir ihm helfen. Dies ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Ein Seenotfall ist ein Seenotfall und wir sind froh, dass bis jetzt keine Yacht das Modell versenkt hat. Alle konnten bis jetzt dem Boot ausweichen.

Nun sind wir am Modell, Gabi holt die Fock back ich lasse die Pinne los, schon steht der Katamaran.

Dieses Manöver nennt man Beiliger. In der Regel wird es verwendet um mal kurz zu verschnaufen oder Unklarheiten an Bord zu beseitigen, aber eben auch um Personen oder Sachen zu retten.

Jetzt liegen wir neben dem Modellboot und der Eigner kann es glücklich zu uns an Bord holen. Dabei muss er sich doch gut anstrengenden, dass Teil scheint schwer zu sein. Auf meine Frage hin, was das gute Stück denn wiegt, sagt er mir das es wohl ca. 17 kg sein werden. Für ein Modell nicht schlecht.

Jetzt geht es mit Schleichfahrt ( der Wind tendiert gen null ) als Dockschiff wieder zurück an den

Strand.

Dort erwartet uns natürlich schon eine ganze Schar von Schaulustigen, die das Rettungsmanöver von Land aus beobachtet hatten.

Leider haben wir vergessen von diesem Teil der Tour Fotos zu machen aber unsere Konzentration diente halt anderen Dingen.

Zum Abend hin überraschte uns der Modellbooteigner noch mit einer Flasche Wein als Dankeschön. Eine sehr nette Geste wie ich finde.

 

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Kommentare: 6
  • #1

    Lothar (Donnerstag, 11 Januar 2018 16:53)

    Das ist ja mal eine nette Geschichte!

    Toll, dass ihr jemandem aus der Modellbaufraktion geholfen habt. Bin nämlich selbst einer und segel auch noch gerne auf der Schlei mit unserem 1:1 Schärenkreuzer.

    Vielleicht trifft man sich mal auf dem Wasser.

    Lothar

  • #2

    Carsten sagt (Freitag, 12 Januar 2018)

    Hallo Lothar,
    klar das man hilft wo man kann. Wie gesagt, es sind die kleinen Abenteuer die das Leben bereichern.
    Danke für den netten Kommentar

    Gruß Carsten

  • #3

    Waldi (Montag, 07 Januar 2019 23:37)

    Vor 3 Jahren hat mich die Seepolizei am Dame Ufer preussisch belehrt, dass ich sofort mein mittelgrosses Modellsegelboot rausnehmen müsse, ansonsten er mir eine Busse austeilen müsse. Der Höhepunkt war, wie die sich übervorsichtig im Schneckengang zu mir ans Ufer (Privatgrundstück) vorgetastet haben, fast wie ein Minensuchboot.
    War als Feriengast dort als Schweizer und habe mich über die Tonart des Wortführers doch ziemlich erschrocken. Habe übrigens auch meinen Vision dort benutzt auf dem Krossinsee ;-)

  • #4

    Carsten sagt (Dienstag, 08 Januar 2019 12:46)

    Hallo Waldi,
    warum darf man denn da sein Bötchen nicht segeln lasse ??? Okay wenn es ein Verbrennerboot ist gibt es bei uns in Deutschland strenge Regeln. Aber ich habe noch nie erlebt, dass die Waschpo (so heißen die Jungs und Mädels bei uns) einen Modellbootbesitzer so in die Schranken weißt. Normaler weise sind gerade die Beamten der Waschpo immer sehr nett und hilfsbereit und erklären auch einen was man falsch gemacht hat. MAN MACHT DAS JA NICHT MIT ABSICHT 1: Da scheinst Du aber an ein ganz besonderes Exemplar geraten zu sein.

    Gruß Carsten

  • #5

    Waldi (Mittwoch, 09 Januar 2019 15:20)

    Hallo Carsten,
    nein es war ein reines Segelboot. Später haben dann auch meine deutsche Kollegen gesagt, dass dies eine Fehlinfo war. Der Waschpo ist mir ein Jahr darauf wieder begegnet, ich im kleinen Motorboot unseres Gastgebers. Dessen Boot ohne Kennzeichen, er und sein 6-jähriger Sohn ohne Schwimmwesten, nur ich als pflichtbewusster "Seemann" mit einer am Körper ;-)
    Das nun hier eine völlig berechtigte Busse ausgesprochen wurde, war mir natürlich sonnenklar, nur mein Gastgeber fightete wie ein Hero um Bussenfreiheit. Und der Waschpo musterte mich zwischendurch etwas seltsam, so wie wenn ich ihm von irgend woher bekannt vorkam ;-)

    Gruss Waldi

  • #6

    Carsten sagt (Mittwoch, 09 Januar 2019 16:55)

    Ich hoffe das Du trotzdem weiter bei uns Urlaub machen möchtest. Ich bin all die Jahre soviel auf dem Wassser und habe noch nie die Waschpo in meiner Nähe gehabt. Na ja, was nicht ist kann ja noch werden. Aber wo die Jungs recht haben haben sie recht, Kinder ohne Schwimmweste geht gar nicht, leider unterschätzen viele die Gefahren des Wassers. Aber ich habe auch schon Leute bei Euch auf den Bergen mit Flipflops gesehen. Ist also ein allgemeines Problem. Die menschen denken immer ihnen passiert schon nichts. Daher gibt es ja meinen Beruf!! Ich muss schließlich auch leben!
    Gruß Carsten