Hart am Wind

Lieber Leser,

nicht das ihr denkt, dass wir nur bei perfektem Wetter segeln. Nein, wir können auch anders.

Aus dem Logbuch:

Wind SW Stärke 4 bis 6

Wellen bis zu 80 cm

Himmel: durchwachsen,  die Wolken jagen dahin

Maximale Geschwindigkeit 21 km/h ca.  10.5 Kn

Etmal 15 km

Wenn ich im Nachgang solch einen Logbucheintrag lese weiß ich, dass dies ein sportlicher Segeltag war. In der Regel gehen die Katamaransegler erst auf das Wasser wenn die Yachtis in den Hafen kommen.  Die Surfer gehen erst auf das Wasser, wenn wir Katsegler die Segel streichen. So sieht in etwa die Reihenfolge aus. Wir können dies bei uns immer ganz gut beobachten, da bei uns alle drei Fraktionen  vertreten sind.

 

 

Sicherlich ist diese Art von Segeln nicht Jedermanns Sache, aber wir beide finden, dass das sportliche Segeln gerade Spaß bringt und auch anspruchsvoll ist. An Land haben wir schon alles klariert. Ich halte wie gewohnt den Kat gegen den Wind und Gabi klariert die restlichen Leinen auf dem Trampolin. Unsere Festrumpfkatamaranleute wollen uns folgen. Insgeheim wollen sie bestimmt sehen, ob wir nicht bei diesen Bedingungen doch kentern. Gabi schäkelt das Großsegel gleich ganz vorne in der Lochplatte ein. Also auf Sturm! Wir beschließen fürs Erste nur unter Großsegel rauszugehen. So können wir die Bedingungen draußen auf dem See besser einschätzen.

 

Gabi gibt mir ein Zeichen, dass sie klar ist. Heute werde ich gleich nach dem Start die Pinne übernehmen. Gabi hat heute die Aufgabe als Vorschoterin uns mit Hilfe des Trapezes auszubalancieren. Sie hat das ideale Gewicht um unser Boot bei diesen Bedingungen im Gleichgewicht zu halten.  Bei diesem Wind haben wir nicht viel Zeit uns zu sortieren, da muss vorher geklärt werden wer welche Aufgabe übernimmt.

Ich drehe also unseren Vision in den Wind und schon fängt das Großsegel den Wind ein. Schnell schwinge ich mich auf das Trampolin. Wobei das Schwingen eher wie gerobbt aussieht aber das ist jetzt egal. Gabi drückt mir die Pinne in die Hand und rutscht nach vorne. Nach dem wir ein Stück vom Strand entfernt sind kann ich das Ruderblatt runterstellen. Sobald das Ruderblatt auch nur einen Hauch nicht senkrecht steht entwickelt sich ein enormer Druck auf das Ruderblatt. In dem Moment wo es Senkrecht nach unten steht versprürt man kaum Ruderdruck und der Vision lässt sich prima steuern. In der Zwischenzeit hat Gabi das Mittelschwert senkrecht gestellt und so unsere Abdrift auf ein Minimum reduziert. Jetzt können wir entspannt segeln.

Wir sitzen beide auf dem Luvschwimmer und genießen die Fahrt. Die Bedingungen sind gut. Der Vision liegt sehr gut im Wasser wir fühlen uns sicher. Das ist der Punkt wo wir entscheiden das die Fock dazukommt. Hierzu muss man wissen, dass unsere Fock nicht ganz so klein ist wie sonst bei einem Festrumpfkatamaran. Sie bringt schon gut Segelfläche mit.

 

 

Nachdem Gabi die Fock ausgerollt hat muss sie sich auch gleich in das Trapez einhängen. Jetzt ist Schluss mit Lustig nun geht hier die Post ab. Unser Vision zischt dahin, Er fliegt förmlich durch und über die Wellen. Wir kommen richtig in einen Geschwindigkeitsrausch. Manchmal sehe ich nicht mehr wo wir hinfahren, da mir die Gischt die Sicht nimmt. Dann muss Gabi vom Trapez aus mich auf Hindernisse hinweisen. Gabi hat es da etwas besser als ich, Ich bekomme immer die volle Dusche ab wenn wir durch eine Welle schießen,. Gabi hängt weiter draußen und bekommt somit nicht soviel Gischt ab. Daher kann sie mir auch sagen ob Hindernisse im weg sind. Leider ist der Vision nicht dafür ausgelegt, dass Gabi auf dem Schwimmer stehen kann. Trotzdem sind wir unglaublich stolz auf unser Boot. Ich hätte nicht gedacht, dass wir so viel Segelspaß haben werden, und dass unser Boot die Bedingungen so gut meistert.

Wir sind schon gut eine halbe Stunde auf dem Wasser, da kommen unsere Festrumpfkatamarane raus. Nach dem Motto: wenn es die Schlauchis nicht umhaut, dann können wir auch auf das Wasser.

Irgendwann lässt bei mir die Kraft nach, um die Großschot zu justieren.  Auch die Konzentration lässt bei diesem wilden Ritt über die Wellen langsam nach. Ich darf nicht einfach blind in die Wellen knallen sondern muss zusehen das ich die Wellen anschneide. Wenn mir dies nicht gelingt, kann es passieren das wir auf einem Schlag stehen und ich Gabi nach vorne um den Mast schieße. Wenn es ganz blöd läuft können wir uns bei so einem Stecker auch gut überschlagen. Daher ist bei diesen Bedingungen vom Steuermann höchste Konzentration gefordert, und Die lässt eben mit der Zeit nach. Weiterhin fahre ich bei diesen Bedingungen die Großschot aus der Hand und es kostet enorm viel Kraft sie immer am richtigen Punkt zu halten. Irgendwann kommt der Punkt wo es besser ist wieder in den ´Hafen oder wie bei uns an den Strand zu segeln. 

Es war für uns ein perfekter Segeltag. Von den Klamotten her waren wir wieder dick eingepackt, aber das war auch nötig.

Da wir eigentlich nur bei guten Bedingungen auf dem Wasser sind kann der Eindruck entstehen das wir immer nur bestes Wetter haben. Dem ist nicht so, an den anderen Tagen sind dann halt andere Aktivitäten gefragt.

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