Heute am Mittwoch soll es quer über das Haff nach Nowe Warpno gehen. Das Wetter ist zwar für den Fotografen geeignet aber nicht für den Segler. Wir hatten ordentlich Seenebel.
Das Frühstück wird hier in Solumino auf der Veranda von einem kleinen Holzhäuschen eingenommen. Diese Veranda ist zum Haff hin durch Plexiglasscheiben geschützt. Es ist irgendwie kalt heute morgen. Es fühlt sich eher an wie Oktober, aber nicht wie August. Es kommt leichter Wind auf, dieser ist aber zumindest gefühlt auch recht kalt. Beim Frühstück war die windgeschütze Ecke unserer Veranda plötzlich sehr beliebt. Da uns eigentlich jetzt schon kalt war zogen wir alles an was der Kleidersack hergab. Eigentlich ist es eine schlechte Basis schon durchgefroren auf den Kat zu steigen. Besonders unsere Dame hatte zu leiden. Sie war total auf Sommer eingestellt und hatte kaum genügend warme Segelsachen dabei. Zur Erinnerung, wir haben August, gefühlt sind wir heute Morgen im Monat Oktober angekommen.
Gegen 11:00 Uhr war es dann soweit, wir konnten starten. Der Wind kam aus "SW" die ideale Richtung, um quer über das Oder-Haff zu segeln. Im letzten Jahr durften wir diese Etappe zum Teil paddeln. Dies blieb uns für heute erspart.
Kurz nach dem Verlassen des Hafenbeckens, griff der Wind ordentlich mit der Stärke 4 bis 5 Beaufort in unser Segel.
Zum Glück kam der Wind aus der richtigen Richtung. Der Himmel wird immer blauer und die Wellen immer höher. So ging es bei ordentlich Wellen, mit zum Teil einer Höhe von einem Meter, Richtung Nowe Warpno. Bei diesem Wind und Wellengang macht unser Schlauchi eine gute Figur. Unsere Rumpfform ist ideal für diese Bedingungen. Der Wavebug teilt die Wellen, und die schnell dicker werdende Rümpfe geben genügend Auftrieb. Hier haben die großen Katamarane erhebliche Mühe uns einzuholen. Einzig und allein Mareck, der heute auf dem Top cat segelt, fährt recht lange parallel zu uns. Man kann sehen, dass er gut zu kämpfen hat, und bei einer Kenterung wären wir die einzigen die schnell zur Stelle wären. Aber Mareck hat alles im Griff. Der Wind ist heute zum Teil so stark, dass ich in das Trapez gehen kann .
Um in das Trapez zu gehen benötigen wir schon mindest Windstärke 4. Bei meinem Gewicht ist Windstärke 5 optimal. Sonst besteht doch die Gefahr das wir nach Luv kentern. Aber heute ist alles im Lot. Im wilden Ritt geht es parallel zum Top cat über das Haff. Ganz weit hinten können wir die anderen Festrumpkatamarane ausmachen. Die mögen diese Bedingungen nicht so gerne.
Plötzlich sehe ich wie unsere gelbe Tasche mit einer Welle nach achtern rauscht. Zum Glück habe ich sie nochmals mit einem Schäkel an unseren roten Sorgeleinen befestigt. Curt kann sie nicht einfangen. Er muss sich voll und ganz auf seine Steuertätigkeit konzentrieren. So komme ich zurück auf das Trampolin und verfrachte unsere Tasche wieder nach vorne auf das Gepäcktrampolin. Na, das wäre was gewesen, wenn wir bei diesen Bedingungen noch ein Tasche über Bord Mannöver hätten fahren müssen.
Aber dieser Tag hat noch eine große Überraschung für uns parat. Wir haben gut zwei drittel von dem Haff überquert und ich kann wieder auf dem Trampolin sitzen. Ich schaue so in der Gegend rum als mein Blick auf das Vorstag fällt.
Wieso wackelt unser Vorstag so und der nächste Blick zum Leewand bestätigt was ich sehe. Die Leewanten sind lose. Der Schäkel liegt auf dem Trampolin.
" Curt halte unbedingt den Kurs. Unser Leewand ist los", rufe ich ihm zu. Curt an der Pinne muss weiter den Kurs halten damit wir weiter Druck im Segel haben.
"Alles klar, kannst Du das Want wieder einschäkeln?" kommt es zurück.
Wenn es mir nicht gelingt die Wanten wieder einzuschäkeln kann der Mast fallen. Das wäre der Supergau für uns. Das erinnert mich doch ganz stark an unseren Nacrasegler mit dem schönen gelben Segel bei uns auf dem See. Da der Schäkel samt Bolzen bei uns auf dem Trampolin rum kullert versuche ich die Wanten wieder ordnungsgemäß mit dem Schäkel am Augbolzen zu befestigen. Durch die Bewegung im Boot kann ich allerdings diese Aktion vergessen. Die schnellste Lösung ist, die Wanten mit einem Seil wieder mit dem Wantenauge am Trampolingestell zu verbinden. Gedacht getan. Vorher mussten allerdings die Wanten beruhigt werden und verhindert werden, dass der Mast nach Luv kippt. Hierzu war es gut, dass ich die Trapezhose an hatte, ganz unabhängig mal vom Trapezsegeln. Schnell hängte ich mich in das Leetrapez ein und konnte so die ganze Sache beruhigen. Nun musste ich zusehen, dass ich an unsere Ankerleine komme, die in einer Gepäcktasche auf dem vorderen Trampolin steckt. Gar nicht so einfach, wenn man den Mast stützen muss während der Kat durch den Wellen rauscht, und man nur eine Hand zur Verfügung hat. Aber irgendwann hatte ich das Seil zufassen und konnte die Wanten damit an den Augbolzen binden. Nachdem die Wanten gesichert waren, musste ich mich erst einmal von dem Schreck erholen. Das war eine der gefährlichsten Situationen beim Katsegeln, aber wir haben Diese gut gemeistert. Da es nicht mehr weit bis zu unserem Ziel war, sind wir mit diesem Provisorium bis zum Campingplatz Norowarpnow gesegelt.
Wie konnte es zu dieser gefährlichen Situation kommen?
Wir haben durch unsere neuen Wanten andere Schäkel verwenden müssen. Die neuen Schäkel benötigen einen etwas größeren Öffnungsgrad als die Patentschäkel von Grabner. Es lag somit schon einmal nicht an der Firma Grabner!!
Dann habe ich einfach einen dummen Fehler begangen. Ich habe zum einen auf die Schnelle keinen passenden Patentschäkel in der richtigen Größe finden können, sondern nur Schraubschäkel.
Diesen hätte ich einfach nur mit Hilfe von Tape am aufdrehen hindern müssen! Ist also nicht einmal aufwendig, man muss es halt nur machen!
Ich habe ganz einfach, das Schlagen und rütteln über Stunden am Leewand unterschätzt. So konnte sich der Schäkel eben aufdrehen und nach einigen Stunden Bolzerei über das Haff hat er sich halt geöffnet.
Soweit die Fehleranalyse.
Als erste Maßnahme wurden beide Schäkel mit Tape gegen ungewolltes Aufdrehen gesichert.
Mittlerweile habe ich bei einem Bootsausrüster die passenden Patentschäkel gefunden. Man sollte nicht auf die günstigen Schäkel im Baumarkt zurückgreifen. Diese stammen aus China und sind von minderwertiger Qualität. Lieber 5 Euro mehr ausgeben und man bekommt echte Edelstahl Schäkel ! Lohnt sich!!!!!
Das Wetter meint es heute nicht ganz so gut mit uns. Hatten wir bei der Überquerung des Haffs noch abwechslungsreiche Bewölkung mit Sonnenschein werden wir in Noro Warpno mit Nieselregen begrüßt.
Wir kommen mal wieder als letzte an, denn sobald der Wellengang nachlies haben uns die großen Katamarane eingeholt.
Das Wetter ist so ekelhaft, dass wir uns noch in den Trockenanzügen zum Kaffeetrinken bei unseren Gastgebern einquartiert haben.
Unsere Zelte können wir wieder direkt neben unseren Katamaranen aufbauen. Wetter bedingt findet unser obligatorischer Stadtrundgang etwas flotter aus. Es macht einfach keinen Spaß bei Nieselregen durch den Ort zu laufen. Gegen 18:00 Uhr freuten wir uns alle auf das tolle Abendbrot. Es gab frischen Zander aus dem Haff. So ließen wir den Mittwoch gemütlich ausklingen.
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