Rollgennaker muss zeigen was er kann

Heute ist der perfekte Wind für uns. Es sind 3 bis 4 Beaufort aus Süd-West.  Das ist nicht zu viel und auch nicht zu wenig Wind. Die Temperaturen sind noch etwas frisch. Die Lufttemperatur liegt bei 15° C und das Wasser hat gerade mal 9° C . Daher fällt uns heute die Kleiderfrage leicht. Wir entscheiden uns für unsere Trockenanzüge und ziehen sogar unsere Fließoveralls unter. Unserer Erfahrung nach werden wir bei diesen Windverhältnissen ordentlich Spritzwasser abbekommen. An dieser Stelle sei angemerkt, dass wir unser Gepäcknetz aufgerollt auf dem vorderen Beam fahren. Jetzt setllt sich sicherlich der eine oder andere Leser die Frage warum wir dies denn so fahren. Hier die Erklärung: Ich segel öfters auch alleine und nicht gerade bei wenig Wind. Mein Kampfgewicht ist ja nicht ganz so groß wie Ihr liebe Leser wisst. Wenn ich das Gepäcknetz normal gespannt fahre, habe ich das Gefühl, dass ich bei einigen Windverhältnissen nach hinten abgeworfen werde. Denn der Wind greift gerne mal unter das Trampolin.  Es macht schon etwas aus ob man 4 Quadratmeter mehr Windangriffsfläche bietet oder nicht.

Mir ist das zwar noch nie passiert, dass ich nach hinten abgeworfen wurde aber es fühlt sich komisch an. Wenn wir ordentlich Gepäck auf dem vorderen Trampolin fahren ist dies kein Problem. Allerdings segelt es sich halt ohne Trampolin vor dem Mast nasser! Unser heutiger Plan sieht vor, ganz in den Süden von unserem See zu segeln und im Anschluß unter Gennacker den Rückweg anzutreten. Es soll natürlich nicht verschwiegen werden, dass sich am Südende, ganz versteckt ein Hof-Cafe befindet, welches man mit dem Katamaran anlaufen kann.

Gabi hat heute die Pinnenführung und ich gebe den Vorschoter. Es ist uns wichtig, dass hier an Bord jeder alles kann und keine Angst vor etwas hat. Wie man ja im letzten Bericht lesen konnte, kann es jeder Zeit passieren, dass einer über Bord geht. Dann sollte der Andere das Boot schon segeln können.

Wie wir es heute erwartet haben wird es draußen auf dem See recht ruppig. Schon auf den ersten Metern nehmen wir gut Wasser über und sind froh über unsere Kleiderwahl. Heute hat es meine Skipperin nicht leicht. Ein Regattafeld liegt mitten auf unserem Kurs. Es ist nicht immer so einfach ein Regattafeld zu passieren, man möchte ja die Sportsegler nicht behindern. Dies ist ein Gebot der Fairnis.

 

Man sieht zwar das Seglerfeld sehr gut aber wo genau liegen die Bojen für die Wenden? Welchen Kurs segelt das Regattafeld gerade? Gabi schaut angestrengt nach vorne. Sie muss mit dem Traveler spielen, um unsere Geschwindigkeit zu regulieren. Aha das Feld fährt uns entgegen und wird hinter uns an der Boje eine Wende einleiten. Okay dann geben wir mal Gas , Gabi holt den Traveler dicht und bei diesen Windverhältnissen schießen wir davon. Wir sind allemal schneller als die hier segelnden Jollen. Einzig die Olympischen Regatta Jollen wie

Twenty - und Forty- niner segeln uns davon. Die Wellen machen uns nichts. Hier kommt uns die Beweglichkeit unserer Rümpfe zu gute wir gleiten wie Volvo Ocean Racer über die Wellen. Trotzdem bekomme ich als Vorschoter ordentlich Spritzwasser ab. Nach dem Passieren des Regattafeldes kommen wir in einen Bereich des Sees wo es immer etwas weniger Wind gibt. Hier kann ich mich wieder gemütlich auf dem Trampolin räkeln. In dieser Passage haben wir immer das Gefühl als ob unser Evo steht, aber dem ist nicht so, wir machen immer noch gut Fahrt. Schon verrückt wie schnell man sich an die hohen Geschwindigkeiten gewöhnt und schon fast etwas süchtig danach wird. Nach zwei weiteren Kreuzschlägen erreichen wir unser heutiges Etappenziel, das kleine Hof-Cafe. Da die Gäste im Garten sitzen können mit Blick auf den See wird unser Anlanden natürlich zu einem kleinen SpeKtakel. Nach dem wir unseren Evo auf den Mini Strand gezogen haben werden wir auch schon von interessierten Gästen angesprochen. "Ist das ein Schlauchboot? Segelt er auch? Wie schnell ist er denn ? Wie lange benötigt man zum Aufbau? Wie ist das Packmaß? Wir öffnen unsere Trockenanzüge und binden uns das Oberteil um die Hüften und beantworten nebenbei die gestellten Fragen. Nachdem der Wissensdurst gestillt wurde, geht es in unserer tollen Aufmachung in Richtung Kuchenbufet. Man muss wissen, dass dieses Cafe in aller Regel von Radfahrern und Motorradfahrern angelaufen wird. Catamaransegler, wie wir, kommen auch aber eben eher selten. Vom Wasser ist dieses Cafe kaum zu sehen. Auch wir müssen jedes Jahr aufs neue etwas suchen. Na ja, auf jeden Fall werden wir auch im Cafe auf grund unserer Kleidung angesprochen und es wird rumgeflachst. Zurück im Garten setzen wir uns in der Nähe von unserem Cat an einen Tisch. Nach geraumer Zeit landet noch ein Ehepaar mit einem Festrumpf Cat an. Auch sie zeigen Interesse an unserem Evo. Es entwickelt sich ein sehr angenehmes Gespräch. Natürlich interessieren sie sich in erster Linie für die Segeleigenschaften aber auch für die Packmaße von unserem Boot. Die zwei Packsäcke von 1,85 Meter Länge und der Schlauchsack klingen für sie sehr verlockend. Sie haben das Problem, das wir Schlauchsegler elegant gelöst haben, sie können ihren Cat nicht so recht mit in den Urlaub nehmen.

Sie sind recht angetan von dem was wir nach all den Jahren über unseren Cat zu berichten haben. Mittlerweile sind auch reichlich Schlauchcatamarane jeglicher Art auf unserem See zu sehen. Nach diesen kurzweiligen Gesprächen und dem Vertilgen unseres Kuchens geht es nun wieder an Bord. Da wir uns ganz im Süden des Sees befinden liegen wir in einer wunderbaren Windabdeckung. Gabi bereitet alles auf dem Trampolin vor und ich drehe unsere Rümpfe Richtung See. Nach dem Gabi alles klar hat gebe ich unseren Evo einen Schubs und klettere auf das Trampolin. Nachdem ich das Ruder und Schwert durchgesetzt habe bekomme ich von Gabi das Okay den Gennaker zu setzen. Entspannt rolle ich den Gennaker ab und setze die Gennakerschot durch. Wir gleiten langsam unter dem Zug des Gennakers aus der Bucht. Je weiter wir uns auf den See hinaus bewegen um so mehr Wind fängt unser Gennaker. Ich trage Segelhandschuhe damit mir die Schot nicht in die Hände schneidet. Der Grabner Gennaker ist als Leichtwindsegel gedacht. Bei mehr Wind werden die Kräfte, die vom Gennaker auf den Bugsprit wirken, zu groß. Allerdings haben wir das Maximale noch nicht ausprobiert. Im Moment läuft es gut und wir gleiten dahin. Dabei merken wir nicht wie von hinten eine kräftigere Bö im Anmarsch ist. Ich halte die Gennakerschot recht locker in der Hand. Das ist vielleicht auch ganz gut so, denn mit dem Eintreffen der Bö bei uns wird mir die Gennakerschot aus der Hand gerissen und das Segegl flattert wie wild im Wind. Schnell rolle ich das schlagende Segel ein und im Handumdrehen ist das Problem beseitigt. Diese Aktion wäre mit der Tube sicherlich nicht so locker gelaufen. Nachdem die Bö durch ist, kann ich den Gennaker wieder setzen. Nun passe ich aber besser auf und achte auf herannahende Windböen. So rolle ich auf dieser Rückfahrt noch drei Mal den Gennaker ein. Wir beglückwünschen uns wieder einmal, dass wir uns für den Rollgennaker entschieden haben.Wir sind beide der Meinung, dass wir ohne das Rollsystem unseren Gennaker wesentlich seltener setzen würden. Da immer die Angst mitfahren würde, das Segel nicht rechtzeitig bergen zu können.

Noch einige Schläge auf dem See, und es geht zurück an unseren Strand

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Rubbersolution (Mittwoch, 09 Januar 2019 17:51)

    Moin moin,
    zunächst wünsche ich uns allen ein sportlich schlauchiges Segeljahr 2019!
    Danke für deinen anregenden tollen Bericht, und ja, auf den genialen "Rollgenni" bin ich schon ein bisschen neidisch :-)
    Mast- und Schotbruch euch beiden!
    C. K. Gustav

  • #2

    Carsten sagt (Donnerstag, 10 Januar 2019 14:00)

    Danke Dir Gustav,
    lässt sich ja alles nachholen.

    Gruß Carsten