Das neue Segel wird eingeweiht

Endlich ist der Winter vorbei  und wir können wieder segeln. Im Winter ist das bestellte Sturmsegel eingetroffen und heute ist der Tag der Wahrheit gekommen. Letztes Jahr hatte ich ja mehrfach feststellen dürfen,  dass mein Kampfgewicht nicht ausreicht um die Hebelkräfte des normalen Großsegels außer Kraft zu setzen. Nun will ich es mit einem kleineren Segel versuchen. Meine Befürchtung ist nur, dass ich mit dem kleinen Segel Geschwindigkeit einbüssen werde.

Heute sind ideale Bedingungen um meine Idee zu testen.

Aus dem Logbuch

 

Wind drei bis vier Beoufort

Max.Geschwindigkeit 23,9 km/h

Etmal 24 km

Lufttemperatur 26° C

Wassertemperatur 10° C

 

keine Wolken am Himmel strahlend blauer Himmel. Das sind Bedingungen, da muss man einfach segeln gehen. Nur die Wassertemperatur lässt zu wünschen übrig. Somit wird der Evo klar gemacht und das Sturmsegel das erste Mal angeschlagen. An Land sieht es recht klein aus, fast wie ein Surfsegel. Bin gespannt ob wir damit voran kommen.( Die Max Geschw. war mir ja zu diesem Zeitpunkt noch nicht bekannt!)

Allerdings muss ich sagen, dass die Firma Grabner mich bis jetzt nicht enttäuscht hat.  Alle Produkte sind gut durchdacht und sehr wirkungsvoll. Gut, dass Kenterkissen für den Evo mal ausgenommen, aber es war ursprünglich ja auch für ein anderen Mast konstruiert.

Die Wassertemperatur zwingt mich mal wieder alles anzuziehen was geht. Dies bedeutet, normale Outdoor Klamotten, Fließoverall, und zum Schluß den Trockenanzug.Natürlich ernte ich mal wieder schräge Blicke, denn die Anderen laufen auf Grund der Lufttemperatur in T-shirt und kurzer Hose rum.

Um in meiner Einmann-Sauna nicht ganz kaputt zu gehen, gehe ich erst einmal in voller Montur baden. So kann, wärhend ich den Kat startklar mache, die Verdunstungskälte wirken. Auf die Trapezhose habe ich heute verzichtet. Wie sich noch herausstellen wird,  war dies ein Fehler. Alle Vorbereitungen sind erledigt und es geht raus auf den See. Die Startphase ist, gerade wenn man alleine segelt, immer etwas stressig, da einen immer ein paar Hände fehlen. Schließlich muss man ja die Arbeiten die sonst meine Vorschoterin übernimmt mit erledigen. Nachdem ich mich mehr oder weniger elegant auf das Trampolin geschwungen habe, nehme ich mit hochgeklappten Schwert und Ruder Kurs auf den See. Das Auslaufen bei uns ist immer etwas tricky, da unserem Strand und Hafen einige Untiefen vorgelagert sind.

Nicht senkrecht stehendes Ruderblatt = viel Ruderdruck
Nicht senkrecht stehendes Ruderblatt = viel Ruderdruck

Selbst wir kommen mit runtergelassenem Schwert und Ruderblatt nicht über die Untiefen hinweg. Das Großsegel fahre ich zur Zeit offen. Wenn das Ruderblatt nicht senkrecht steht, ist ein erheblicher Druck auf dem Ruderblatt. Mit der Abdrift durch das nicht gesetzte Mittelschwert muss ich zur Zeit leben. Nachdem ich die Untiefen hinter mir gelassen habe wird als erstes das Ruderblatt senkrecht gestellt. Druck auf dem Ruderblatt ist immer ein sicheres Zeichen dafür, dass sich das Ruderblatt nicht mehr ganz in der senkrechten Position befindet. Dann ziehe ich noch einmal das Band nach, welches das Ruderblatt senkrecht stellt und belege es neu in der Klemme. Dies passiert hin und wieder, wenn wir zuviel Welle haben. Sobald das Ruderblatt senkrecht steht, lässt der Ruderdruck nach.

Okay, dasRuder ist in Position, nun das Mittelschwert setzen. Leider kann ich nicht gleichzeitig das Mittelschwert setzen und steuern, dafür sind meine Arme zu kurz. Jetzt nutze ich die Feststellmöglichkeit der Pinne. Schnell auf dem Trampolin nach vorne geturnt und das Mittelschwert durchgesetzt. Schon lässt unsere Abdrift nach Lee nach. Nun  schnell wieder an die Pinne, da der Kat trotz Feststelleinrichtung aus dem Ruder läuft. Ist halt kein Autopilot.  Jetzt noch die Fock mit der Fockschot rausgezogen und der Anfangsstress ist vorrüber.

Wie jedes Jahr aufs Neue benötige ich etwas Zeit, um mich wieder an unseren Evo zu gewöhnen und auf seine Reaktionen, wenn eine Bö einfällt. Am mutigsten bin ich jedes Jahr zum Saisonende, dann wird was riskiert.

Es fährt sich angenehm mit dem kleinen Segel. Seine Hebelkräfte sind ganz andere als beim normalen Großsegel. Bei einigen Böen, die ich jetzt schon abgeritten habe, wäre ich schon längst wieder baden gegangen. Ich habe ein gutes Gefühl. Dann man los, mein Evo und ich geben Gas. Die Großschot wird dichtgeholt und aus der Hand gefahren. Das geht sehr gut mit dem kleineren Segel. Bei dem Normalen Segel habe ich bei meiner Übersetzung am Großschotblock doch Schwierigkeiten, obwohl ich schon eine Übersetzung mehr im Block habe als der orginal Block von Grabner.

Der Evo springt an und mit gut 24 km/h ca 12 Knoten geht es über den See und das mit dem kleinen Segel. Wow, das hätte ich jetzt nicht erwartet,  dass wir so schnell mit dem kleinen Segel sind. Ich bin mal wieder restlos begeistert. Mit dieser Besegelung verhält sich der Evo wie unser alter Vision mit dem großen Großsegel und ich bin jetzt schon schneller als mit dem Vision.

Ich hänge mit den Füßen unter den Fußschlaufen auf dem Trampolin und mit dem Oberkörper über dem Lufschwimmer. Das ist das optimale Bauchmuskeltraining. Warum habe ich meine Trapezhose nicht an? Die wäre jetzt wirklich hilfreich. So ziehen mein Evo und ich bei schönstem Segelwetter unsere Bahnen über den See. Für mich steht fest,  dass die Anschaffung des Sturmsegels für mich,  um alleine zu segeln,  genau die richtige Entscheidung war. Was mich ganz besonders freut ist die Tatsache, dass wir nicht wirklich langsamer sind.

Unsere neuen Wanten mit Wantenspanner
Unsere neuen Wanten mit Wantenspanner

Einen Umbau, welchen wir im Winter noch durchgeführt haben, möchte ich noch erwähnen. Uns haben die schlackernden Wanten gestört und die Tatsache, dass die Wanten nicht mehr durch einen Kunststoffüberzug geschützt sind. Durch den fehlenden Kunststoffüberzug leidet das Großsegel sehr. Ganz besonders  an den Punkten, wo es mit den Wanten in Berührung kommt. Als Norddeutsche haben wir das Glück, dass wir gut an Fachgeschäfte rankommen. In unserer Nähe befindet sich ein Nacrahändler und Segelmachermeister, welcher zwar teures aber sehr gutes Material verkauft. Bei ihm haben wir uns einen neuen Wantensatz mit Wantenspaner anfertigen lassen. Die Wanten sind schwarz ummantelt und passen super zu unserem Katamaran. Da meine Vorschoterin gerne und viel im Trapez steht,  brauchte ich mehr Spannung im Rig. Diese Spannung kann ich jetzt mit Hilfe der Wantenspanner erzeugen. Uns ist bekannt,  dass die Firma Grabner bewußt die Wanten etwas lose ausliefert. Für unsere Art den Evo zu segeln ist diese kleine Modifikation aber nicht ganz unwichtig. Den meisten Lesern wird ja schon aufgefallen sein,  dass wir häufig bei Windstärke 4-5 unterwegs sind. Da sind schlackernde Wanten nicht so optimal. Auch unsere Großsegel danken uns die neuen Wanten, wir haben keine Scheuerstellen.

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