Treffen mit dem Neo

Heute wollen wir uns auf dem zweiten Teil unseres Sees mit einem Ehepaar treffen, welches mit einem Happy cat neo unterwegs ist. Der Wetterbericht versprach für diesen Tag super Segelwetter. Um 10:30 Uhr ging es dann zu unserem Evo, bis man dann los kommt ist es gut 11:00 Uhr. Es dauert bei uns immer 30 Minuten bis wir wirklich startklar sind. Rümpfe nachpumpen, Segelsetzen, Boot zum Strand ziehen, Klamotten anziehen u.s.w.

 

Mit uns zusammen hat sich noch ein Festrumpfkatamaran vorbereitet. Die jungen Leute zogen nur kurze Hose und Spraytop an . Es ist ja schließlich Sommer. Wir hingegen blieben bei unserer Arktisausrüstung und wurden entsprechend ungläubig von den jungen Leuten angeschaut. An Land war es wirklich schön warm . Eben T-shirt und kurze Hose Wetter. Manchmal zweifeln wir ja selbst an uns. Aber wir haben unsere Erfahrungen gemacht. Diese Erfahrungen sollen uns auch heute recht geben.

So sind wir gegen 11:00 Uhr auf dem Wasser. Erstes Ziel ist eine sehr enge Durchfahrt auf Höhe der Prinzeninsel. Diese Enge verbindet die beiden Seeabschnitte miteinander. Heute haben wir den richtigen Wind um diesen Engpass optimal, zumindest in eine Richtung, zu passieren. Wind aus "SO" in der richtigen Stärke mit 3 Beaufort ermöglicht uns die Enge in einem Rutsch zu passieren. Dies ist nicht ganz unwichtig. Durch diesen Flaschenhals fährt auch ein recht großes Fahrgastschiff. Es hat die Eigenart immer genau dann in die Enge einzufahren, wenn man selbst mit schlappen Segeln gerade in der Windabdeckung zwischen den Inseln in der Enge festhängt.

Heute haben wir aber Glück. Bei der Ansteuerung der besagten Durchfahrt geht vor uns das Fahrgastschiff durch. So haben wir alle Zeit der Welt durch das Nadelör zu segeln. Treffpunkt mit unseren neo-Leuten ist der Campingplatz Spitzenort.Vom Wasser aus mussten wir die Slipanlage etwas suchen. Aber beim näher kommen konnten wir die kleine Slipanlage ausmachen. Dort trafen wir dann auch unsere Leute. Spitzenort ist eher auf Kanutouristen eingerichtet. So mussten wir beim Anlanden auch mal nach oben schauen was so in 6 Meter Höhe passiert. Es kann hier einem nämlich ganz schnell passieren, dass man mit seinem Mast in 6 Meter Höhe in einer Astgabel festhängt. Das ist auch nicht schön!

Happy cat neo voraus
Happy cat neo voraus

Unser grobes Ziel war Dersau. Ganz locker segelten wir in diese Richtung. Heute ist wirklich Kaiserwetter und es sind eine Menge Segler auf dem Wasser. Wir sind etwas schneller als der neo und umkreisen ihn ein paar Mal. Dersau Strand wird eine kleine Mittagspause eingelegt. Während unserer Pause stellen wir fest, dass der Wind langsam aber stetig an Stärke zunimmt. Da unsere neo-Leute heute auch noch abbauen müssen beschließen wir den Rückweg anzutreten. Gemeinsam segeln wir noch bis zum Campingplatz Spitzenort. Dort trennen wir uns. Gabi und ich nehmen das Nadelöhr an der Spitze der Prinzeninsel in Angriff. Jetzt hat der Wind mehr als 4 Beaufort und wir haben ihn ziemlich auf dem Kopf. Mit einigen Kreuzschlägen bringen wir uns in das Fahrwasser, welches durch die Enge führt. Hört sich recht leicht an, war aber auch tricky. Wir müssen in diesem Bereich die ausgewiesenen und betonnten Naturreservate beachten. Das machen wir natürlich gerne, erfordert aber auch seglerisches Geschick. Wir kommen uns vor wie ein Hase, der Haken schlagen muss.

Die Windrichtung passt gerade so. Wir müssen sehr hoch an den Wind gehen, um im Fahrwasser zu bleiben. Das kostet natürlich Geschwindigkeit. Das Fahrwasser wird in der Mitte der Enge nochmals durch eine ganz flache Untiefe verengt. Hier können die Möven stehen!!

Unser Kurs führt uns ziemlich genau auf diese Untiefe zu. Der Plan ist, kurz vor der Untiefe einen Kreuzschlag nach steuerbord zu fahren und das Fahrwasser kurz zu kreuzen. Mit uns läuft parallel eine kleine Segelyacht auf die Enge zu. Allerdings ist er noch dichter am Ufer als wir. So sind wir zwei Segelboote, die das Nadelöhr passieren möchten. Nun kommt es, wer errät es ? Genau gerade jetzt kommt auch noch das Fahrgastschff von achtern auf. Wegen des Fahrgastschiffes dürfen wir nicht allzuviel  Geschwindigkeit verlieren. Sonst funktioniert das Queren des Fahrwasser nicht. Wir hängen da für einen Moment in der Windabdeckung der gegenüberliegenden Insel und wären manövrierunfähig. Zum Glück ist die Untiefe gut zu sehen. Auch unsere Begleityacht reizt das fahrbare Wasser bis zuletzt aus. Jetzt ist die Untiefe erreicht. Wir fahren die Wende nach steuerbord und queren das Fahrwasser. Der dicke Pott ist schon ganz schön nah rangekommen. Die Yacht muss eine 180° Wende fahren. Sie kommt nicht vor dem Fahrgastschiff rüber.

Von unserer jetztigen Position aus haben wir freien Blick auf unseren Teil des Sees. Hier ist ordentlich was los. Die Wellen tragen Schaumkronen auf ihren Kämmen. Uns kommt eine Jolle entgegen. An ihr kann man gut erkennen, dass wir gleich Trapezwind haben werden.

Ich gehe etwas Risiko und laufe soviel Höhe, dass ich das Fahrwasser leicht anschneide. Dieser Kurs führt uns in eine kleine Bucht der gegenüberliegenden Insel. Dort will ich den Großschothaken nach ganz vorne in das erste Loch der Lochplatte einhängen. So zusagen unsere Starkwindbesegelung einrichten. Dies bedeutet für meine Vorschoterin, dass sie die Fock einen Augenblick länger in der alten Position halten muss. Erst wenn ich den Haken umgesetzt habe,  darf sie die Fock überholen. Das funktioniert prima. In der Bucht sind wir aus dem Blickfeld des Schiffsführers des Fahrgastschiffes geraten. Da er nicht wissen kann, was wir treiben, gibt er sicherheitshalber einen Warnton über das Typhon ab.

Dersau Strand
Dersau Strand

Wir sind klar, fangen den vollen Wind aus "SO" ein und können quer über den See rauschen. Das Fahrgastschiff muss gleich nach dem Passieren der Enge nach backbord abbiegen. Damit der Schiffsführer weiß was wir vorhaben, segel ich so, dass wir in seinem Sichtfeld erscheinen und er klar erkennen kann, dass wir nicht in seine Bahn geraten.

Gabi steht schon längst im Trapez und wir zischen in wilden Sprüngen über die Wellenkämme.

"War ja klar, dass der dicke Pott kommt, wenn wir durch die Enge fahren" rufe ich Gabi zu.

" Ja, der hat nur auf uns gewartet" ist ihre Antwort.

" Bitte achte für mich auf mögliche Kollisionsgegner, ich seh mal wieder nichts" rufe ich meiner Vorschoterin zu. Klatsch, habe ich schon wieder eine Welle im Gesicht. Wir sind jetzt heil froh, dass wir unsere Trockenanzüge tragen. Bis jetzt, haben wir heute Windtechnisch alles durchlaufen, von Windstärke 2 bis ende 4 Anfang 5 Beaufort.

" Ja , mache ich. Zur Zeit ist alles frei. Wir können Gas geben!" kommt es zurück.  Drüben auf der anderen Seeseite angekommen, müssen wir uns entscheiden, was wir wollen. Zurück zu unserem Liegeplatz oder noch eine Runde über den See.

Gabi ist noch für eine Runde Speedsegeln. So wenden wir unseren Evo und es geht zurück wieder quer über den See. Es gibt immer eine Richtung in der man sehr gut Tempo macht, und die entgegengesetzte Richtung will es dann nicht so recht laufen. Heute ist es die Richtung zurück zur Enge. Ich segel allerdings auch etwas mehr Höhe, um nach der Wende direkt mit vollem Speed auf unseren Liegeplatz zulaufen zu können. Wir sind mittlerweile wieder auf der anderen Seite angekommen. Eine Wende gefahren, und nun haben wir die Schkoladenseite zu fassen. Sofort kann Gabi in das Trapez und wir schießen wie ein roter Torpedo dahin. Das ich immer noch nicht sehe was vor mir los ist versteht sich fast von selbst. Ich pruste und schnaufe unter dem überkommenden Wasser. Gabi, draußen im Trapez ist jetzt verantwortlich dafür, dass wir keine Kollision fahren. Sie ruft mir von ihrer Position draußen auf dem Rumpf stehend zu ob ich den Paddler, Angler oder das Segelboot gesehen habe. Das System funktioniert bei uns recht gut. Wie gesagt ich bin kurz vor dem Ertrinken, Gabi hingegen bekommt nur nasse Beine. Allerdings können die überkommenden Wellen ihr durchaus die Beine wegziehen.Das ist dann weniger schön. Das dies nicht passiert ist meine Aufgabe als Seuermann.

Der starke Wind, die Gischt und auch das überkommende Wasser kühlen einen recht schnell aus. Wäre ich heute so gestartet wie die jungen Leute hätte ich viel früher wegen Unterkühlung abbrechen müssen.

Heute hätte ich meine Vorschoterin auch fast vorne um den Mast katapultiert. Eine Welle habe ich nicht richtig angesteuert. Dabei haben sich beide Rümpfe in die darauffolgende Welle gebohrt und wir sind schlagartig zum stehen gekommen. Das heißt von 30 km/h geht es schlagartig gegen null km/h . Da gibt es kein Halten mehr für meine Vorschoterin sie wird gnadenlos von der Fliehkraft  nach vorne geschleudert. Zum Glück sind unsere Rümpfe weich. Gabi kam auf unserem Gepäcktrampolin zu liegen. Zum Glück nimmt meine Vorschoterin solche Aktionen mit Humor. Sie stand gleich wieder im Trapez.

So endet dieser Tag nach über 5 Stunden auf dem Trampolin.

 

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